HTC Desire (Android 2.1)

(29.04.2010 00:00 CET)

Ein Gerät zu entwerfen, das beim potentiellen Käufer das Verlangen erzeugt, es zu kaufen, das hat schon mancher Hersteller versucht, aber kein Rezept dafür gefunden. Bis heute... denn HTC hat sich mit der Namensgebung der beiden neuen Android 2.1-Geräte in einen Namensraum begeben, der potentiell „gefährlich“ ist... das HTC Desire ist nach dem HTC Legend das zweite Gerät, das langsam flächendeckend auf den Markt kommt... und es macht seinem Namen Ehre:

Das Desire ist die direkte Konkurrenz zu Google´s Nexus One, das bekanntermaßen ja auch von HTC gefertigt wurde. Die Gehäuseform ist ähnlich, allerdings hat man den Trackball durch den selben optischen Joystick ersetzt, den auch das HTC Legend hat... und das ist gut so! Die Oberfläche, die bei Android wie bei allen anderen modernen mobilen Betriebssystemen auf die Fingerbedienung ausgelegt ist, ist eigentlich auch komplett ohne ein D-Pad, Steuerkreuz oder sonstige Richtungstasten bedienbar, keine Frage aber, dass es  gerade bei der Eingabe von Text und der Korrektur von Tippfehlern durchaus hilfreich ist. Vom visuellen Eindruck her ist die metallische Sensorfläche in jedem Fall ein Gewinn!

Was das absolute Argument für das HTC Desire ist: Sein Display. Die WVGA-Auflösung von 800*480 Bildpunkten ist signifikant höher als beim HTC Legen (und auch dem allseits als Vergleich herangezogenen iPhone 2G/3G/3GS) und durch die Verwendung eines AMOLED-Bildschirms schafft es HTC, unangefochten den Thron der Displays von mobilen Geräten zu erklimmen. Ich habe schon viele unterschiedliche Geräte verwendet, aktuelle Bestseller wie der HTC HD2 haben ebenfalls sehr gute Displays, aber keines reicht auch nur annähernd an das des Desire heran. Klar, kontrastreich, scharf,  egal bei welchen Inhalt: Er wirkt wie ein Foto. Natürlich: AMOLED ist – im Gegensatz zu re- oder transflektiven Displays in prallem Sonnenlicht im Nachteil, allerdings immer noch so gut, dass man die wichtigsten Informationen erkennen kann. In normalen Lichtverhältnissen aber wird man nach einer Zeit AMOLED nichts anderes mehr wollen!

Die Kombination aus dem kapazitiven Display und der Geschwindigkeit der HTC Sense-Oberfläche machen das Navigieren zu einer wahren Wonne: Da ruckelt nichts, Bilder und Webseiten werden per Multitouch butterweich vergrößert und verkleinert, und das Wischen mit dem Finger durch Menüs und die Applikationen ist so verzögerungsfrei, dass es so scheint, als würde man das Gerät gar nicht berühren.

Auch hier ist der Vergleich vom HTC HD2 wieder naheliegend: Das Desire ist ein wenig kleiner von den Ausmassen, und bewegt sich damit ein wenig mehr in den Bereichen, die normale Anwender noch mit einer Hand bedienen können. Klagte der eine oder andere HD2-Benutzer noch darüber, dass er beispielsweise den „Schliessen“-Button oben rechts im Display nicht mit der das Gerät haltenden Hand erreichen konnte, ist schafft dies beim Desire kein Problem (wobei Android auch keinen „Schliessen“-Button oben rechts im Display hat... J). Dies liegt vor allem daran, dass er „nur“ ein 3.7-Zoll Display (im Gegensatz zu 4.3 Zoll beim HD2) verwendet.

Das Gehäuse des HTC Desire ist sicherlich ein Stück weit gewöhnungbedürftig: die Mischung aus Metall (das wider der Bezeichnung eher rosa als braun wirkt), die gummierte Batterieabdeckung und Tastenumrandung und die eingesetzen Hardwaretasten erzeugen nicht den Wow!-Effekt wie es das HTC Legend schafft, sind aber im täglichen Betrieb unauffällig... soll heissen: Man bekommt das Gefühl eines wertigen Gerätes, auch wenn das Design beim Betrachten des Gerätes alles andere als außergewöhnlich ist.

Weg vom Äußeren: Wie im wahren Leben zählen natürlich auch die inneren Werte, aber auch die können sich sehen lassen: Kern des HTC Desire ist ein 1GHz Snapdragon-Prozessor... im Gegensatz zum HTC Legend mit seinem 600 MHz Qualcomm-Prozessor.. Dank 512 MB RAM, 384 MB ROM und microSD-Speicherkartenslot steht genügend Speicher zur Verfügung, um auch anspruchsvolle Anwendungen laufen zu lassen. Der Navigon Mobile Navigator für Android beispielsweise läuft ruckelfrei und auch in eng besiedelten (und damit mit Straßennamen, POIs und Symbolen eng gespickten) Gegenden butterweich.

Seien wir ehrlich: Das HTC Desire ist kein Android-Gerät: Es ist ein HTC-Gerät, das unter der Oberfläche von Android betrieben wird. Denn wie bei jedem HTC-Gerät ist es die Oberfläche, die das Ganze interessant macht: HTC Sense, mittlerweile auf dem HTC HD2 auch in die Windows Mobile-Welt übernommen, ist der Dreh- und Angelpunkt der Bedienung der neuen Android-HTC-Geräte: Wie vom TouchFLO 3D gewöhnt wird die Startseite von einer dicken Uhr samt Wettervorhersage dominiert, unter der sich dann Programme, Kontakte etc. frei angeordnet werden können. Die weiteren Seiten, die durch Wischen mit dem Daumen erreicht werden können, sind mit unterschiedlichsten Widgets gefüllt: Kontakte, die ein Foto gespeichert haben, werden automatisch auf die Kontakte-Seite gelegt, der Posteingang des Standard-E-mail-Kontos bekommt eine eigene Übersichtsseite, das Wetter in Großansicht ebenso, und als hätte man von SonyEricsson abgeschaut findet sich auch ein Aggregator für die sozialen Netzwerke. Bei letzterem allerdings blitzt mal wieder die Klasse von HTC durch: FriendStream konsolidiert die Nachrichten der Kontakte auf Twitter, Facebook und Twitter zu einem einheitlichen „Nachrichteneingang“, der im Vergleich zu SonyEricssons Timescape allerdings wirklich übersichtlich ist. Und noch mehr: Die Zahl der neuen Direktnachrichten über Twitter wird dann in der Kontakte-Ansicht direkt durch eine kleine Zahl angezeigt. Egal, ob man einen Kontakt aufruft, FriendStream oder Peep (den HTC-Twitter-Client) verwendet, man ist immer auf dem Laufenden.

Einen Vorteil hat der 1GHz-Prozessor des Desire im Vergleich zu den 600MHz des Legend: Android 2.1 unterstützt das erste Mal animierte Hintergründe, auf die Aktivierung dieser Funktionalität hatte man beim Legend noch verzichtet. Ob dies nun eine wichtige Neuerung ist oder nicht, da mag man nun geteilter Meinung sein. Fest steht aber: Die absolut flüssige Bewegung der Kugeln im Hintergrund ist ein Hingucker, zumal sie sehr dezent ist und durch das klare Display einfach nur schick aussieht.

Für die Orientierung ist ein GPS eingebaut, und dieses übernimmt in Verbindung mit der integrierten 5 Megapixel-Kamera mit Foto-LED und „Footprints“ als Anwendung die Funktion eines virtuellen Reiseführers. Man stelle sich folgende Situation vor: Mit dem Auto unterwegs im Urlaub findet man durch Zufall DIE Traumbucht: abgelegen, feiner Sand, keine Menschenseele weit und breit und ein Parkplatz direkt hinter der Düne. Was macht man in einem solchen Fall? Karte rausholen, grob abschätzen, wo man gerade ist, und dann hoffen, dass man den Ort noch mal findet. Mit HTC Footprint geht das alles viel einfacher. Man sucht sich eine passende Kategorie in der Menüleiste aus (z.B. „Freizeit“) und tippt auf „Neuer Footprint“. Parallel startet nun intern die Kamera, damit man ein repräsentatives Foto aufnehmen kann und der Hero bestimmt über das GPS die Position. Ist beides abgeschlossen, dann sind bereits das Bild, der Ort als Name (aus der Position bestimmt), der Längen- und Breitengrad, eine Kartenansicht aus Google Maps in den Footprint aufgenommen. Dazu können dann noch Sprachnotizen und geschriebene Notizen aufgenommen werden. Um später diesen Ort wiederzufinden, kann man sich diesen anhand der Positionsinformationen direkt in Google Maps anzeigen lassen, in Verbindung mit der aktuellen Position ist es dann ein Leichtes, sich dorthin zu orientieren.Wer Footprint als Urlaubs- oder Reisedokumentation nutzt, der wird sich über die Exportmöglichkeit ins KML-Format und damit direkt in Google Earth freuen: Schnell kann man auf der großen Satellitenkarte einen Ort markieren und darstellen.

Preis:

Ca. EUR 480,-, aktuelle Preise bei PDAMax

Fazit:

Es kommt immer wieder der Begriff des „iPhone-Killers“ auf, die Frage, ob ein Gerät das iPhone von Haptik, Bedienung und Gesamteindruck übertreffen kann. Keine Frage: Ja. Das Desire ist besser ausgestattet, funktionaler und bedienbarer als das Apple-Phone. Nur ist dies schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr: Der HTC HD2 beispielsweise hat als erstes Windows Mobile-Gerät auf breiter Front auch von iPhone-Begeisterten dieses Prädikat erhalten. Und genau hier werden sich die Geister auch beim Desire scheiden:

Android ist und bleibt ein gewöhnungsbedürftiges System, dem viel der intuitiven Bedienung und Funktionalität von Windows Mobile fehlt (zumindest demjenigen, der Windows Mobile-Geräte genutzt hat) und das durch seine Abschottung einfach Einschränkungen aufweist. Ein MS Office-Dokument bearbeiten beispielsweise ist nicht möglich, die beiliegende Applikation „Quickoffice“ kann nur Standard-Dateitypen lesen und darstellen, nicht aber verändern. Dies trifft aber eher den Poweruser und nicht den reinen Anwender, in sofern ist der vermeintliche Nachteil sehr relativ.

Unterm Strich aber ist das HTC Desire vor allem wegen seines unerreichten Displays ein Telefon, an dem man Spass hat und das im Consumer-Bereich ohne Frage zu Recht Erfolg haben wird.

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